The Never ending Story – oder wie der Escort Virus mich befallen hat...

Angefangen hat alles mit den elementaren Dingen des Lebens - nein kein Sex - sondern Hunger...

Als stolzer Besitzer eines himmelblauen Käfers machte ich mich auf den Weg zu unserem Pizza Bäcker. Wir schrieben das Jahr 1979 , die Welt war noch in Ordnung, Demokratie hatten wir auch damals schon, aber eben die Kassen waren noch voll !

Nun meine weniger , aber der Hunger war gestillt das Einkommen als Schüler nicht berauschend , trotzdem schon damals auf der Suche nach mehr Leistung...

Und was steht da auf dem Parkplatz unter einer Plane halb verdeckt, Escort steht hinten drauf, also Neugierde siegt, Plane weg und da steht was von 1300 Sport, welch nette Worte für einen Käferfahrer 72PS hört man ungläubig (mehr als das doppelte)...

Der BLICK , ich werde ihn nie vergessen , so Traurig hat er mich angeschaut der Hundeknochen, frei nach dem Motto „bitte rette mich“ ich hab’s verdient auch wenn mein Kotflügel verbeult und meine Achse krumm, ich werd dich glücklich machen ?

Nach harter Verhandlung mit dem Pizzabäcker wechselte der Knochen seinen Besitzer und wurde wiederwillig gegen die Spur kämpfend nach Hause gezerrt , seine Stossdämpfer und Querlenker gegen einen vom Schrott getauscht und der Kotflügel fachmännisch mit Prestolit in die originale Passform zurückversetzt.
Ja auch damals gab es auf dem Schrott schon keine "Sport" Kotflügel irgendeiner war immer schneller...
Aber dem Urinstinkt folgend wurde ich 79 schon Sammler und Jäger und so fanden 6x13 , Heckspoiler , Frontspoiler , Rs- Sitze ! , und Bügel den Weg an meinen geliebten „Knuddel“
Leider musste ich den Bügel nach einem endlosen Drift auf Rollsplitt mal testen und der Sport war Mord...

Aber Sammler und Jäger hatten schon damals ihre Kontakte und wo war 3 Tage später ein 1300 Sport in Cardinalrot mit Motorschaden für 250 DM sichergestellt, ja Escortfahrer lernen schnell schrauben und mangels Flaschenzug haben wir immer den Kollegen „Jouson“ angehauen so ca. 196cm gross 1m breit und der hat die 1300er immer mit den Händen rausgehoben, mit beiden Beinen auf den Federbeinblechen stehend...

Na die Rost-Tage des "Cardinal" waren auch gezählt, Oma hatte fürs Abi ein paar Scheine locker gemacht, die Bundeswehr rief mich in Saarland, was war also besser für so eine Entfernung als ein RS, nein leider kein Knochen sondern ein weisser Rs2000 Mk2
Die erste richtige Probefahrt , von himmelhochjauchzend bis tote betrübt, das Fahrwerk ,die Leistung echt genial aber der sinkende Öldruck bei Vollgasfahrt und schwarz geölte Motorraum waren nicht das gelbe vom Ei...
Also voll übern Tisch gezogen - nicht unfallfrei - Motor ausgelutscht - aber trotzdem geil...
Er hat mir 2 Jahre treue Dienste geleistet, bis auf diverse Motorwechsel (Ölstand zu niedrig und lange rechts) Getriebewechsel und gesprengte Banjoachsen...

Nur ein Bügel und U Schutz wurde montiert , die erste Orientierungsfahrt mit Wertungsprüfung hat er aber dann nicht überlebt, leider lagen in der Wiese in welche wir abgeflogen sind ein Steinhaufen, der unterm RS alles zerstörte was zu zerstören ist...

Da bot sich doch ein grüner RS mit Motorschaden doch schon wie von selbst zum Kauf an, und der Wechsel war auch kein Problem mehr, denn da gabs ja schon einen Flaschenzug
(jouson hat bei den 2 Liter kapituliert...), die Ecken am Getriebetunnel welche eingedellt werden müssen waren bekannt und längere Schrauben zum absenken der Vorderachse schon im Bestand des Werkzeugkastens, Escort Schrauber lernen schnell...

Nach den vielen Strafzetteln war es nun an der Zeit das "Rennen" auf abgesperrte Strecken zu verlegen und so begannen wir 1982 mit 200er Rallyes mit einen Gruppe G Auto (G wie ganz faul ?) und hatten auch so unsere Erfolge bis zum erreichen der Hessenmeisterschaft 1985
Na ja abgesehen von einem erhöhten Verbrauch an Karossen (1x grün 2 x rot 1x weiss) und Nach den Jahren der Serienleistung kamen wir auf die Idee ein Gruppe F Auto zu bauen...

Das teuerste und Lehrreichste Kapitel meiner Escort Geschichte , (und jedem der heute so was bauen möchte ein kleiner Tipp: fangt hinten an...) ja also Motor bauen lassen 2.o Liter 168 PS haltbar bis zum ersten Start... Kupplungsdruckplatte abgerissen .
Also richtig Geld investiert in eine HD Druckplatte mit Sinterkupplung, 2. Start , Banjo Achse gesprengt..., ok. Wir haben verstanden, Ford die tun was, also Köln Achse eingebaut ( 4.11 75% Sperre) war damals ja schon teuer dachte ich , aber wenn ich heute so die Preise sehe, war sie echt günstig für 550 DM.
3. Start - 4- gang Getriebe gestorben, also 4 Gang Sport organisiert und ab dem 4. Start ging’s dann richtig vorwärts, vorwärts ja aber die negativ Beschleunigung mit Serienbremsanlage lies doch sehr zu wünschen übrig...

Nun war ja mehr zu schrauben als zu fahren und es war an der Zeit nach einem normalen Auto für den Tagesbetrieb Ausschau zu halten, da steht doch im „Dorfblättchen“ so ne kurze Anzeige: „escort RS2000 breit Motorschaden VB“ und wie sich jeder Denken kann war das Geschäft schnell beschlossen, der Kaputte Kopf getauscht und ich durfte einen "Spezial" für die Strasse fahren.
Typisch im Stil der 80er Jahre - Flitterlack, Heckjalousie, Turbohutze, Glasdach - aber ein Spezial, leider habe ich ihn 88 verkauft und mir aus Vernunftgründen einen Kadett GSI 16V
Gekauft...

Ja das war wohl das Vernunftjahr und wir haben den Motorsport nach 9 Jahren beerdigt , die Karosse entsorgt , den Brief eingemottet und die Teile in der Scheune gelagert.
Also werden wir wohl irgendwann wieder kommen, denn es war eine schöne Zeit, und so just for fun werden wir’s mal wieder tun...

Was soll uns noch abhalten, die Kinder sind groß die Frauen aus dem Haus und in der Garage ist Platz zum schrauben, eben The never ending Story...

Nun ja das Frontkratzer fahren mit Servo macht ja auch nicht glücklich und da wird doch 1990 ein RS200 Mk1 angeboten, restauriert original bis auf..., na was wird es wohl gewesen sein - Sitze, Embleme ,Hörnchen – aber egal endlich wieder ein Hecktriebler mit Sound und siehe da, bei der ersten Probefahrt ist es wieder da „ das Grinsen „ Gott sei Dank doch nicht verweichlicht...

4 schöne Jahre haben wir verbracht, dann habe ich ihn an eine Kollegen verkauft , dachte in gute Hände, aber als er mir dann in „Schweinchen“ rosa begegnet ist war ich doch echt traurig...
und irgendwann habe ich den Kollegen mal wieder getroffen und sagte was macht der RS ?
„ er steht in meinem Garten, gib 500 DM und er ist dir“ Na da kam die alte Liebe wieder also Deal gemacht , Hänger ans Auto und ab ihn zu retten, aber dann , die Leiche...
Scheiben ausgebaut, vier Jahre im Garten Plane weggeflogen und was nicht durchgerostet war stand voll Wasser...

Nein Keine Rettung denn außer dem Dach war alles wirklich alles durch - alles - unglaublich
Was tun, guter Rat war teuer, da findet sich doch 20km vor meiner Haustür ein Mk1 1.3 Bj.69 Automatic , ohne Motor / Getriebe ohne Innenausstattung usw. aber fast rostfrei und schon mit neuen Sport Kotflügeln.
Also RS2000 zerlegt, oder besser die Reste davon und das wenige was noch brauchbar ist erst mal entrostet und dann schnell die andere Karosse bauen (eben eine Replika) und weiter geht’s
Denkste Bj.69 ist eben alles ein bisschen anders ( kleiner Tipp am Rande für alle die es noch vorhaben nehmt eine Karosse ab Bj.71 besser noch ab ende 73 mit stehenden Stossdämpfern)

Also Pedalbox raus und die vom Schaltgetriebe einbauen - ist nicht - Gaspedal klemmt am Tunnel, ja da gibt’s auch drei Lösungen eine mit Hammer eine mit Flex und Schweißgerät und eine elegante...
Na gut erst mal Motor und Getriebe rein zum Testen, Schaltknüppelloch nach hinten versetzen – Auspuff dran und Getriebehalter im Weg...

Wer schwört da immer auf Automatic Getriebetunnel , ich nicht mehr, habe das Ding an allen seinen 43 Schweißpunkten ausgebohrt und mir einen Schalttunnel aus einem Schlacht Escort eingeschweißt – und schon passt auch das Gaspedal und der Getriebehalter, ganz abzusehen von der Optik, denn einige RS2000 sehen doch ganz schön verbeult ums Gaspedal aus, ganz zu schweigen von den selbst geschweißten und gebogenen Bremspedalen...

Und dann das „erste Treffen - in Lorch , ach was waren die selbsternannten Spezialisten doch erstaunt , ein babyblauer Mk1 noch nie gesehen also schnell die Köpfe rein - und welch entsetzten , eine Fälschung...

Aber was für eine ! , Schnell, Tief und rostfrei und das für Bj. 69 , nur gut dass sie nicht wussten dass es eine 1. Hand Auto vom Lehrer war , mit 49000 km , in schönem Weiß mit roter Ausstattung...

Na also immer mal Ausschau halten nach einem originalen RS , denn original ist original...
Und da wird doch dann einer angeboten , leer restauriert im Blech und fast komplett , die Worte des Verkäufers...

Und da waren sie dann wieder die drei Probleme , keine Hörnchen , keine Sitze keine Embleme...

Aber egal, zum lacken braucht man(n) keine Hörnchen usw. also Kotflügel drauf und weiss machen, das war die Theorie , aber in der Praxis sah das anders aus


Kotflügel passen nicht, Tür passt nicht , Karre krumm , zu kurz , verpfuscht, wo da wohl die Fotos von der Richtbank gemacht wurden...

Der Verzweiflung nahe , kommt die Anzeige wie gerufen:
Escort Mk1 RS2000, original , guter Zustand , 1. Hand

Augen noch mal gerubbelt, und dann Vollgas -> Hänger dran -> Geld holen und ab nach Heilbronn zum Anbieter...

Freu Freu Doppelhüpf, ein Eintrag im Brief und einen Wagenpass ?!
Aber dann, Garage auf ... und was ist das ??

Tief Grau , 4 platte Reifen , und nix Deko ?

Da hat sich der gute Zustand dann schnell relativiert , denn der RS stand von 1979 in dieser Garage , platt , fest , und alles an Technik nach 22 Jahren fest oder durchgerostet...
Der 2. Lack war auch schon drauf aber , nicht durchgerostet und mit Hörnchen , Sitzen und Emblemen ?

Also ran das Ding an die Hängerkupplung und mit vier festen Rädern aus der Garage gezogen, Haube auf , Kopf drunter , bisschen verhandeln und rauf auf den Hänger...

Ein originaler RS , endlich...

Mittlerweile nach Austausch der gesamten Technik auch fahrbar ?

Und dann nach einigen Straßenrennen und Runden Nürburgring kam sie wieder , die Unvernunft...
Ja man könnte doch , nur so ein bisschen , eben langsam , mal wieder eine

Rallye fahren...

Aber den kleinen Weißen umbauen NEIN , NIE

Also wieder Ausschau halten nach einem geeigneten RS , und da bietet sich doch eine Karosse MK2 geradezu bestens an, wo wir doch die Technik und den Brief noch haben

Ohne Sonnendach und fast kein Rost...

So steht sie noch heute in der Ecke , denn da fand sich die Krönung

RS Mk1 in breit , ohne Rost unfallfrei mit Käfig , Sperre , Sportgetriebe , Doppelvergaser usw. , nur die Kupplung defekt...

Also ran an die Arbeit , nur schnell mal Kupplung wechseln und schon kann die erste Rallye beginnen...

Soweit die Theorie... , in der Praxis sah das eben anders aus,
Motor Müll...

Kurbelwelle Schrott, Pleuelbuchsen Schrott , Ventil im Kopf gefressen

Getriebe voll mit Wasser

HA nach 2 km festgefressen, wegen Rost im Lager

Und dann noch fast abgebrannt , der Edeltuner hat die Vergaserdichtungen aus Hart PVC gebaut...

Nie wieder glaube ich den Angaben eines Verkäufers... und mag ich ihn noch solange kennen..., aber aus Schaden wird man(n) klug

Also HA überholt, Getriebe getauscht , Motor Überholt und diverse fehlende Teile angebaut , schon kann der Spaß beginnen !

Taunus Rallye 04 , erste Veranstaltung nach 16 Jahren , kribbeln im Bauch

Auto neu , Beifahrer(in) neu , aber nicht schlecht gelaufen
6. Klasse und 37. gesamt von 99 Teilnehmern

Nicht schlecht für einen alten Escort + Fahrer und eine Junge Frau...

Und jetzt wird „White Horse“ ein wenig in der Youngtimer Rallye Trophy bewegt...

Mal sehen was noch alles kommt , da steht doch ein Mk1 Kombi auf meinem Hänger
in unschuldigem Mausgrau und wartet auf Wiederbelebung...

CheeRS
fo & steffi